Pa|t|ri|o|tis|mus der;-: durch eine gefühlsmäßige Bindung an die Werte, Traditionen o.Ä. des eigenen Landes geprägte, oft mit Überheblichkeit, mit unkritisch übertriebenem Stolz verbundene [politische] Haltung, Einstellung; vaterländische Gesinnung
So umschreibt das Duden Fremdwörterbuch den Begriff „Patriotismus“. Erkennt ihr euch darin wieder oder haltet ihr euch vielleicht für patriotisch, versteht aber etwas ganz anderes darunter?
Ich selbst erkenne mich in der obigen Erklärung nicht. Das Schlüsselwort ist für mich hier der Stolz. Den empfinde ich in Bezug auf gar kein Land. Vielleicht weil ich sowieso zwei Nationalitäten besitze? Ich mag Deutschland, ich mag Italien. Auch wenn viele jammern und sich beschweren – ich mag Deutschland und ich lebe gern und gut hier. Das mache ich hauptsächlich daran fest, dass ich hier aufgewachsen bin und sich alles, was mir wichtig ist, in Deutschland befindet. Italien mag ich auch – dort ist vieles ganz anders als hier, aber auch dort gibt es neben der Familie viele Dinge, die ich sehr schätze. Aber stolz? Stolz bin ich auf keines der Länder.
Stolz bin ich auf Familie und Freunde und nicht zuletzt auf mich selbst, wenn eine schwierige Hürde erfolgreich genommen wurde. Stolz ist für mich ein Gefühl, dass in meinem Kopf an mir bekannte Menschen und deren Leistung gekoppelt ist. In Deutschland und Italien leben zusammen ca. 142 Millionen Menschen. Ich kenne nur einen winzigen Bruchteil davon und selbst da bin ich nicht auf alle stolz. Genauso verhält es sich bei mir mit Sätzen wie „Da muss man sich ja schämen, Deutscher zu sein.“ Was kann ich denn für das Verhalten einiger Schwachmaten?! Dass ich in Deutschland geboren wurde und somit Deutsche bin, verdanke ich der Leistung von niemandem. Sowas passiert. Ich hatte nur das Glück, dass ich gleich zwei Länder abbekommen habe.
Ob ich ein Land lieber mag? Hm, eigentlich nicht. Wie oben bereits erwähnt, gibt es in beiden Ländern Aspekte, die mir zusagen. Genauso wie es in beiden Ländern Dinge gibt, die mich stören und manchmal auch ganz schön ärgern. Wie das eben bei so vielem ist im Leben gibt’s auch da kein schwarz und weiß, sondern sehr viel grau dazwischen. Leute, die „mit Überheblichkeit, mit unkritisch übertriebenem Stolz“ auf ihr Land stehen, sind mir suspekt. Mit denen kann man so schlecht diskutieren. Davon kenn ich auch ein paar, unter anderem in der eigenen Familie, ich geb’s ja zu *g*
Ich weiß nicht, irgendwie ist das Patriotismuskonzept nichts für mich. Es gibt soviele tolle , interessante und wunderschöne Länder, die mit den Menschen, die darin wohnen ebenfalls bermerkenswerte Leistungen vollbringen, genauso aber auch dumme Fehler begehen. Warum sollte ich mich da, gerade in Zeiten der berühmt-berüchtigten Globalisierung, auf ein Land fixieren, nur weil mich ein kosmischer Zufall vor nunmehr bald 28 Jahren nach Schwaben katapultiert und mir zudem noch Verwandtschaft in Süditalien beschert hat? Ich denke – und da mag man mich jetzt gerne eine hoffnungslos idealistische Romantikerin schimpfen 😉 – sofern jeder versucht, ein friedliches Miteinander aller Weltenbürgern anzustreben, ist die Nationalität dann sowieso nur noch zweitrangig.