Innerdeutsche Sprachbarrieren

Mein Mann stammt aus einem Städtchen in der Nähe von Magdeburg. Eigentlich sprechen wir beide diesselbe Sprache. Deutsch. Dialektale Unterschiede ausgenommen. So zieht mein Mann gerne mal meinen Papa als unabhängigen Gutachter zu Rate, wenn es um ein schwäbisches Wort geht, das ihm auch nach nunmehr 6 Jahren im Ländle noch nicht zu Ohren gekommen ist und von dem er denkt, meine Mama und ich hätten uns das nur ausgedacht. Auf dem Gebiet hält er nur meinen Vater für ausreichend kompetent und vertrauenswürdig, um zu beurteilen, ob es sich um einen Jux handelt oder um ein tatsächlich existentes Wort.

Besonders in Erinnerung geblieben ist eine Sprachverwirrung, die ganz zu Beginn unserer Beziehung stattfand. In einem Ort auf der schwäbischen Alb lasen wir auf einem Schild nahe einer Pension den Ausdruck „Schnitzelwecken“. Mein Mann sagte begeistert: „Boah, genial, die wecken einen hier mit Schnitzeln“. Die Enttäuschung war groß, dass schwäbische Hoteliers ihre Gäste nicht mit Schnitzeln sanft in den neuen Tag entlassen, sondern dass hier nur banale Schnitzel auf Brötchen verkauft werden.

Doch nicht nur mein Mann wundert sich so manches Mal, auch ich bin ab und an verwirrt darüber, wie anders sich die Menschen in seiner Heimat ausdrücken. Ein Klassiker ist da der Pfannkuchen. Ihr wisst schon, diese Teigfladen, die total lecker mit Zimtzucker oder Nutella schmecken. Die heißen dort Eierkuchen. Während Pfannkuchen dort das sind, was in unseren Breitengraden Berliner oder Krapfen genannt wird.

Auch bei den Wurstsorten steige ich nicht wirklich durch, manchmal habe ich den Eindruck, dass das Thema dort eine wahre Wissenschaft ist. So gibt es Schmorwürste, Bratwürste, Würstchen, Bockwurst und mein Favorit: die lose Wurst. Ich glaube fast, es gibt noch mehr Sorten, aber ich kann schon die eben genannten bis heute nicht richtig zuordnen.

So oft wir uns gegenseitig mit derartigen sprachlichen Eigenarten aufziehen, so haben wir doch mit der Zeit einige typische Ausdrücke vom jeweils anderen übernommen. Wo ich mir beispielsweise ein paar Satzbaustrukturen abgeguckt habe und unglaublich gern das Wörtchen „wa“ gebrauche, hat sich mein Mann Worte wie „scho“, „Gschäft“ oder „schaffen“ angeeignet. Außerdem grüßt er inzwischen fast nur noch mit einem feschen „Servus“. Ob aus ihm allerdings noch ein waschechter Schwabe wird, wage ich dennoch zu bezweifeln… aber des basst scho 😉